Olympiastadion Amsterdam (Olympisch Stadion) – Like never before?

Die Leichtathletik-EM 2016 fand an historischer Stätte statt – im Olympiastadion von 1928. Die Organisatoren versprachen „Athletics like never before“, was angesichts des Austragungsortes paradox anmutet, immerhin fanden hier schon 90 Jahre zuvor Leichtathletikkämpfe um höchste Weihen statt. Und doch war der Spruch angebracht, denn so viel Partymusik und Pyro gab es wohl noch bei keinem Leichtathletikevent. Sicher auch ohne Beispiel war der finale Sonntag, an dem man 11 Entscheidungen in zwei Stunden quetschte. Das war extrem kurzweilig, grenzte aber schon an Reizüberflutung. Die Seigerehrungen fanden auf dem Stadionvorplatz statt, eher gewöhnungsbedürftig und dazu Massenabfertigung. Die Sportler freuten sich natürlich trotzdem über ihre Medaillen.

Für dieses Spektakel war das – dieses Adjektiv ist hier unvermeidlich – altehrwürdige Olympiastadion gehörig aufgemöbelt worden. Offiziell passen gut 22.000 Zuschauer hinein, bei der EM waren aber aufgrund diverser vorübergehender Anpassungen nur ca. 17.000 Plätze verfügbar. So wurden auf der Haupttribüne viele Presseplätze eingerichtet, in den Kurven wurden temporäre Videowände errichtet, zahlreiche Kamerapodeste waren notwendig, auch Stellflächen für technische Messungen. Dem allen fielen Sitzplätze zum Opfer. Dafür waren die Abendsessions ausverkauft und die Stimmung herausragend. Im Innenraum wurden diverse Lautsprecher aufgestellt, dazu die Pyroabschussgeräte.

Das Amsterdamer Olympiastadion gehört ohne Zweifel zu den schönsten Leichathletikstadien. Ende der 30er erhielt es einen zweiten Rang, der vor einigen Jahren aber abgerissen wurde, sodass man nun wieder nahe am Originalzustand ist. Allerdings fehlt inzwischen die Radrennbahn, daher ist man selbst für Leichtathletik-Verhältnisse recht weit weg vom Geschehen. Das Stadion besticht auch durch seine Backsteinoptik, den Turm für das olympische Feuer und das ungewöhnlich in der Mitte der Gegentribüne angeordnete Marathontor.